Eine Welt - Oberösterreichische Landlerhilfe
Die Gründung von Großau gehört gewiss zur ersten Ansiedlungswelle deutscher Siedler, die von König Geisa II. zum Schutz der Krone in den Jahren 1141 - 1161 nach Siebenbürgen gerufen worden waren. Der heutige Name "Cristian" geht auf die alte lateinische Bezeichnung des Ortes "Insula christiana" zurück. Großau war also eine der alten christlichen Inseln gegen die Gefahr des Islams, der aus dem Osten mit großer Kraft westwärts drängte.
Der Ort liegt 10 Kilometer (westwärts) vor Hermannstadt (heute Sibiu) am Fluss Zibin. Grossau musste viele harte Schicksalsschläge über sich ergehen lassen, etwa den "Mongolensturm", die Türkeneinfälle und die Kuruzzenkriege, sowie die Pestepidemien, die ganz Europa periodisch heimsuchten, aber auch die ständig versuchte Magyarisierung.
Die überaus beeindruckende Kirchenburg des Ortes ist auch heute noch ein Zeichen, dass man alle menschenmöglichen Opfer zu bringen bereit war, um das Überleben zu sichern.
1691 wird Siebenbürgen habsburgisches Kronland. Es ist evangelisch und bleibt dies auch, ganz im Unterschied zu den anderen Kronländern, die von den Habsburgern alle ganz gründlich "gegenreformiert", also wieder katholisch gemacht wurden.
Ganz Siebenbürgen sah im 18. Jhdt. nach den Kuruzzenkriegen und der Pest sehr traurig aus. Alle Lebenskraft schien erloschen zu sein. Während Großau im Jahre 1508 176 sächsische Wirte (das sind Haushaltsvorstände) zählte, waren es 1721 nur noch 63 Wirte. Außerdem wurden 20 Höfe von Rumänen bewohnt, 32 Höfe standen leer.
In der Zeit 1734 - 1738 wurden in 7 Transporten 624 evangelische Bewohner des südlichen oberösterreichischen Salzkammergutes (Goisern, Hallstatt, Ischl, Gosau, Laufen) nach Siebenbürgen deportiert. Es sind dieses die karolingischen Transmigrationen. Die Mehrheit von ihnen wurde in Neppendorf und Großau angesiedelt, wo die Nachkommen auch heute noch die aus dem Salzkammergut mitgebrachte Mundart sprechen.
Später kamen noch weiter Deportierte aus Oberösterreich, dem namensgebenden "Landl" dazu. 1988 lebten etwa 1.100 Nachkommen dieser wegen ihres Glaubens Verbannten in Großau. Heute sind sie ein im wahrsten Sinne des Wortes "verschwindendes" Grüppchen Alter und Kranker, alle anderen sind nach Deutschland ausgewandert.
Literatur: Ernst Martin Weingärtner: Ein Heimatbuch über die Gemeinde Großau in Siebenbürgen/Rumänien. MZ Verlagsdruckerei, Memmingen, 1988