Eine Welt - Oberösterreichische Landlerhilfe
In der sogenannten "Theresianischen Transmigration", sie erfolgte zwischen 1752 und 1756, wurden in 17 Transporten 2.042 Bewohner aus dem "Landl", d.h. aus Oberösterreich, deportiert. Der einzige Grund für die gewaltsame Entfernungen aus der Heimat bestand im evangelischen Glauben, den aufzugeben diese Menschen nicht bereit waren. Deportiert wurde bis etwa 10 Jahre vor dem Toleranzpatent Joseph II. 1781. Die Entfernung aus ihrer angestammten Heimat betraf rund 6.000 Menschen und man ging keineswegs zimperlich vor. Ehepaare wurden getrennt, Kinder weggenommen, alles um dieser der "allein seligmachenden Religion" wieder zurückzuführen. Während es den 624 Deportierten aus dem Salzkammergut unter Karl VI. gelang, zwei Orte mit neuem Leben zu erfüllen (Neppendorf und Großau), gelang das der großen Mehrheit der Transmigranten nur mehr mit Großpold. Nur ein Drittel hat die Entwurzelung mehr als fünf Jahre überlebt!
In Großpold war die Zahl der Landler, die meisten von ihnen stammten aus Oberösterreich - etwa gleich groß wie der der Sachsen. Das heißt, es lebten 250 Jahre lang, ähnlich wie in Neppendorf und Großau, zwei deutschsprachige Kulturen nebeneinander und ein wenig auch gegeneinander. Jede wachte eifersüchtig auf den Erhalt der eigenen Identität, die sich im wesentlichen in Sprache und Tracht manifestierte. Der Pfarrer und die Lehrer waren "dreisprachig". Jeder von ihnen musste mit einem Sachsen sächsisch, mit einem Landler landlerisch, in Kirche und Schule aber hochdeutsch sprechen. Zu diesen Dreien kam selbstverständlich das Rumänische als Landessprache dazu. 1918 war diese Ungarisch, das die Älteren im Dorf auch noch sprechen. Das Ganze war also ein kleines Babylon, weil jeder es mied, die Sprache des Anderen zu verwenden, obwohl er/sie diese sowohl verstand und meistens auch ganz gut sprechen konnte, hatten sie doch als Kinder ohne jedes Sprachproblem miteinander gespielt.
Heute gibt es im Dorf das Jahr über bei den Landlern und Sachsen "nur mehr" ältere, bzw. kranke Menschen, während die Jüngeren in Deutschland leben. Dennoch kommen alljährlich viele Jüngere in der Ferienzeit auf Besuch und reden von einer offenbar endgültig verlorenen zeit. Das ist auch in den anderen beiden Landlerdörfern so.
Mit großer Unterstützung der oberösterreichischen Landlerhilfe wird aber in Großpold eine deutschsprachige Internatsschule geführt, die allen Kindern der Altösterreicher eines großen Einzugsgebietes zur Verfügung steht. Selbstverständlich wird sie auch von rumänischen Kindern besucht, die sich das Deutsche als Zukunftshoffnung aneignen wollen.
Literatur: Erich Buchinger: Die "Landler" in Siebenbürgen. Oldenburg Verlag, München, 1980
Roland Gilter: Verbannt und vergessen. Eine untergehende deutschsprachige Kultur in Rumänien. Veritas, Linz 1992