Eine Welt - Oberösterreichische Landlerhilfe
Neppendorf wurde zum ersten Mal 1327 urkundlich als "Villa Eponis" erwähnt. Über die Bevölkerungszahl zu dieser Zeit ist nichts vermerkt. Bekannt ist jedoch, dass sie Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts infolge von Krieg und Pest stark zurückgegangen war. 1728 wurden 24 Wirte, 2 Siedler, 4 Witwen & 1 Handwerker gezählt. Das Dorf dürfte zu dieser Zeit etwa 150 Seelen gezählt haben. Das ist sozusagen die Urbevölkerung Neppendorfs - es waren Sachsen, die ab dem 12. Jahrhundert, von ungarischen Königen gerufen, ins Land - nach Siebenbürgen - als Kollonisten eingewandert waren.
Von den unter Kaiser Karl VI. zwischen 1734 und 1739 aus dem Salzkammergut deportierten Evangelischen wurden ungefähr 300 nach Neppendorf gebracht, zu denen unter Maria Theresia weitere 120 "Transmigranten" hinzukamen, die aus Oberösterreich, Kärnten und dem Ennstal stammten.
Die Namen der "Zuwanderer" klingen recht goiserisch: Beer, Brimesberger, Engleitner, Grieshofer, Kaiss, Kappel, Lichtenecker, Liebhart, Rastl, Reisernauer, Reisenbüchler, Schaitz, Spitzer, usw. Die "Einwanderer" machten zwei Drittel der Bevölkerung Neppendorfs aus. 1927 waren von den 2.836 deutschsprachigen Neppendorfern 860 (30%) Sachsen und 2.000 (70%) Landler. 1982 gab es 3.817 deutschsprachige Einwohner, 75% davon waren Landler, 25% Sachsen.
Während die Sachsen eher Bauern waren, lag die Hauptbeschäftigung der Landler im Handwerk. Sie galten als besonders gute Maurer und Zimmerleute. Zu beginn des 20. Jhdt. waren 25% der Männer im Baugewerbe tätig. Die Landwirtschaft betrieben sie, wie in ihrem Herkunftsland, meist nebenbei.
Volkskulturell war Neppendorf auch sehr interessant. Lebten doch mehr als zwei Jahrhunderte zwei Sprachen, zwei Brauchtümer und zwei Trachten verschiedener Sprachinselgruppen (Landler und Sachsen) mehr oder weniger friedlich nebeneinander (das Nebeneinander war gar nicht so selten ein Gegeneinander!). Zusammengehalten wurde das Neben- und Gegeneinander durch den gemeinsamen evangelischen Glauben AB, sowie von einer fremdsprachigen Umgebung und andersartigen Kulturen. "Mischehen" zwischen Landler und Sachsen führten dazu, dass die Braut Sprache und Tracht des Bräutigams zu übernehmen hatte. Beide Sprachgruppen verstanden die (recht unterschiedliche) Sprache der anderen, weigerten sich jedoch (wenn möglich), sie zu sprechen. Die Pfarrer mussten beide Sprachen und die deutsche Hochsprache (diese beim Gottesdienst) situationsbezogen sprechen. Alle zusammen sprachen dazu (seit der zweiten Hälfte des 20 Jhdt.) selbstverständlich auch die Landessprache Rumänisch.
Heute sieht Neppendorf, wie auch die beiden anderen Landlerdörfer, recht traurig aus!
Von den Altösterreichern sind nur mehr wenige geblieben. Kinder, Jugendlich und junge Erwachsene sieht man kaum mehr - sie sind fast alle nach Deutschland ausgewandert.
Literatur: D. Casallner: Landlerische Übernahmen in Neppendorf. Eine Untersuchung.
Unveröffentlichte Diplomarbeit am Institut de Invatamint supreior Sibiu