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© Fronius International GmbH |
KR Ing. Günter Fronius verstarb in der Nacht vom 21. Juli im oberösterreichischen Pettenbach im Kreis seiner Familie. Fronius hatte in seiner Wahlheimat nach dem Krieg einen Elektrotechnik-Betrieb gegründet, der sich bis heute als „Fronius International“ zu einem weltweit führenden Unternehmen in den Bereichen Schweiß- und Batterieladetechnik sowie Photovoltaik mit mehr als 3.000 Mitarbeitern entwickelte.
Günter Kurt Fronius wurde am 11. November 1907 als Sohn eines Müllermeisters in Hermannstadt geboren. Er besuchte das Gymnasium in Schäßburg und schloss seine Fachausbildung nach dem Handelsschulbesuch in Schäßburg und einer Elektrikerlehre mit dem Ingenieursstudium an der Technischen Hochschule im schlesischen Breslau ab. 1941 wurde er vom rumänischen Militär zum Facheinsatz in der Ukraine (Kraftwerk Saporoshe)
abgestellt. Den Zusammenbruch der Ostfront erlebte Fronius in Siebenbürgen, das Kriegsende nach der Flucht im oberösterreichischen Pettenbach.
Schon im Sommer 1945 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Friedl in Pettenbach die Firma „Fronius Elektrobau“. Seine unternehmerische Tätigkeit startete er in einer Garage im außerhalb des Ortes gelegenen „Gasthof Ranklleiten“, die ihm als Gegenleistung für Reparaturarbeiten überlassen worden war; nur ein Jahr später erwarb er ganz in der Nähe eine Baracke mit rund 100 m2 Grundfläche. Dort begann er als einer der ersten Elektriker in Oberösterreich mit der Produktion und Reparatur von Batterieladegeräten. Schon kurze Zeit darauf – Fronius hatte bereits 15 Mitarbeiter – setzte er auf jenes Erfolgsgeheimnis, das das Unternehmen heute noch auszeichnet: Er sorgte für Innovationen, erweiterte sein Produktportfolio und entwickelte den ersten Schweißgleichrichter in Österreich, vermutlich auch in Europa, mit Magnet-Joch-Regelung. Später wurde das Gerät in geänderter Form mit Luftkühlung gebaut und verkauft, die Produktion war mittlerweile in ein Objekt in den Ortskern von Pettenbach verlegt worden. 1965 beschäftigte Günter Fronius schon über 50 Mitarbeiter, nicht zuletzt weil sich die neu auf den Markt gebrachten Kleinschweiß-Transformatoren als Verkaufsschlager erwiesen. So wurde auch der Standort Pettenbach zu klein – in Thalheim bei Wels wurde ein Grundstück gefunden, auf dem schließlich eine neue Produktionsstätte errichtet werden konnte.
1980 wurde das Unternehmen von seiner Tochter Brigitte und seinem Sohn Klaus übernommen, seit Mitte der 1990er Jahre beschäftigt man sich bei Fronius neben den Bereichen Schweiß- und Batterieladetechnik auch mit dem Thema Photovoltaik. Heute verfügt das Unternehmen „Fronius International“ über acht Standorte in Österreich und mehr als sechzig Niederlassungen und Vertriebspartner weltweit und beschäftigt knapp 3.400 Mitarbeiter und über hundert Lehrlinge. Das Unternehmen ist heute noch in Familienbesitz und wird von Günter Fronius‘ Enkelin Elisabeth geleitet.
Günter Fronius hat mit seinem Engagement, seinem unternehmerischen Weitblick und vor allem mit seinem Gespür für bahnbrechende technische Innovationen seinem Unternehmen bis heute seinen Stempel aufgedrückt und damit auch einen nicht unwesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte des Landes Oberösterreich geleistet. Er war Träger der Julius Raab-Medaille, des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, des Silbernen Ehrenzeichens des Landes Oberösterreich, der Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinden Pettenbach und Thalheim, des Ehrenringes der Stadt Wels sowie der Goldenen Ehrennadel der Schweißtechnischen Zentralanstalt. Der Titel Kommerzialrat war ihm 1999 vom damaligen Bürgermeister der Patenstadt Wels, Karl Bregartner überreicht worden.
Bei all seinen beruflichen Erfolgen war es Günter Fronius bis zuletzt wichtig, seiner siebenbürgischen Herkunft und seinen Landsleuten sowohl in der alten Heimat Siebenbürgen als auch in der neuen Heimat in Oberösterreich verbunden zu sein. So war er jahrzehntelang aktives Mitglied der Siebenbürger Nachbarschaft Wels, deren Veranstaltungen und Unternehmungen sowie jene der örtlichen Volkstanzgruppe er als Ehrengast regelmäßig besuchte und in vielfältiger Weise förderte. Darüber hinaus war er beratendes Mitglied des Vorstandes des Landesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich, als dem ihm bereits 1985 durch den damaligen Bundesobmann Dr. Fritz Frank das Goldene Ehrenzeichen der Siebenbürger Sachsen in Österreich verliehen worden war.
Helmut Atzlinger, Geschäftsführer der Oberösterreichischen Landlerhilfe, erinnert sich an das großartige soziale Engagement von Günter Fronius, der viele Projekte des Vereins immer wieder finanziell und materiell kräftig unterstützt hat. Ein ganz besonderes Anliegen war es ihm, seit der politischen Wende 1989/90 in Rumänien, die von der Landlerhilfe initiierte Kinderferienaktion für Schülerinnen und Schüler aus Siebenbürgen, zu unterstützen. Dabei stellte er den rumänischen Gästen, aber auch verschiedenen Kulturgruppen aus Siebenbürgen, wiederholt eine Unterkunft in seiner „Bruckhof-Villa“, seinem „Alterssitz für freie Stunden“ in Thalheim bei Wels, gratis zur Verfügung. DANKE für dieses großartige soziale Engagement!
Pfr. Volker Petri, Vorsitzender des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, würdigte den Verstorbenen als „sozial und kirchlich engagierten Menschen, der niemals seine Heimat vergessen hat und ein ausgesprochen wichtiger Förderer der Gemeinschaft der nach Österreich ausgewanderten Siebenbürger Sachsen“ war.
Günter Fronius verstarb in der Nacht vom 21. Juli nach einem langen, erfüllten und erfolgreichen Leben in seiner Wahlheimat Pettenbach im Kreis seiner Familie. Seine Beisetzung fand im engsten Familienkreis statt. Anstelle von Blumen- und Kranzspenden bat seine Familie ganz in seinem Sinne um Spenden für den Verein „Eine Welt - Oberösterreichische Landlerhilfe“ (www.landlerhilfe.at) und dessen Aktivitäten in Siebenbürgen.
(DI Christian Schuster, Siebenbürger Nachbarschaft Wels)